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Nach dem DVGW Arbeitsblatt W 410 (2008) werden die zeitlichen Schwankungen des Wasserverbrauchs eines Versorgungsgebietes durch unterschiedliche Faktoren wie dem Wetter, der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur, besonderen Ereignissen im Gebiet sowie durch die Größe des Versorgungsgebiets beeinflusst. Dabei hängen die Schwankungen des jährlichen Wasserverbrauchs hauptsächlich von den klimatischen Bedingungen ab, während die Schwankungen des Stundenverbrauchs hauptsächlich von der Größe und Struktur des Versorgungsgebiets abhängen. Im Verlauf eines Tages ist die Schwankung umso stärker, je kleiner das Versorgungsgebiet ist und je größer der gewerbliche Anteil am Wasserverbrauch ist. Bei vorwiegend häuslichem Wasserverbrauch ist die Anzahl der Einwohner ein wesentlicher Einflussfaktor, da diese die Gleichzeitigkeit der Entnahmen bestimmen.
Da die Bemessung von den verschiedenen Anlagen des Versorgungsnetzes nach Spitzendurchflüssen durchzuführen ist, sind zusätzlich zum mittlerem Wasserbedarf die Spitzentageswerte Qdmax bzw. Qdmin und der maximale Stundenbedarf Qhmax anhand von Spitzenfaktoren nach dem Arbeitsblatt W 410 zu ermitteln. Hier ist sinnvoll Großabnehmer und die verschiedenen Verbrauchergruppen gesondert zu berücksichtigen, da diese unterschiedliche Verbrauchsverhalten aufweisen.
Bestehende Netze
Bei bestehenden Netze werden die Spitzentagesverbräuche Qdmax und Qdmin i.d.R. auf ein Kalenderjahr bezogen und lassen sich anhand der Analyse der Tagesmessungen im Betrachtungszeitraum über die Extremwerte ermitteln. Hier kann der dimensionslose Tagesspitzenfaktor fd folgendermaßen errechnet werden:
Neuerschließungen
Häuslicher (einwohnerbezogener) Wasserbedarf
Bei Versorgungsnetzen mit mehr als 1.000 Einwohnern wirken sich neben der Gleichzeitigkeit einzelner Entnahmen weitere Faktoren wie die soziale Struktur und die Siedlungsstruktur, die Haushaltsgröße, das Klima, etc. auf den Spitzenbedarf stärker als bei kleineren Wasserversorgungsnetze aus. Nach dem Arbeitsblatt W 410 wird hier der Tagesspitzenfaktor fd folgendermaßen definiert:
Für den Spitzenbedarf bzw. für den Spitzentagesbedarf gelten:
Bei Versorgungseinheiten bis zu 1.000 Einwohnern gibt das DVGW Arbeitsblatt W 410 gesonderte Richtwerte für den Spitzenbedarf in Abhängigkeit von den Einwohnern und der Anzahl an Wohneinheiten vor.
Öffentlicher und gewerblicher Bedarf
Der Spitzenwasserbedarf von Sonderkunden oder Großverbraucher hängt stark von der Nutzungsart ab. Das Arbeitsblatt W 410 sowie Baur et al. 2019 geben verbrauchsbezogene Tages- und Stundenspitzenfaktoren je nach Verbrauchskategorie:
Verbrauchergruppe / Gebäudeart |
Tagesspitzenfaktor fd |
Stundenspitzenfaktor fh |
---|---|---|
Krankenhäuser |
1,3 |
3,2 |
Schulen |
1,7 |
7,5 |
Verwaltungs- und Bürogebäude |
1,8 |
5,6 |
Hotels |
1,4 |
4,4 |
landwirtschaftliche Anwesen |
1,5 |
7,6 |
gemischte Gewerbegebiete |
1,8 |
5,6 |