Knoten-Kanten-Modell

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Knoten-Kanten-Modell

Werden mehrere Rohrleitungen zusammengeführt, spricht man von einem Versorgungsnetz. Die Verbindungen der  Rohrleitungen werden als Knoten bezeichnet. Die Rohrleitungen sind die Kanten. Beides zusammen ergibt das sogenannte Knoten-Kanten-Modell (häufig auch als Netzgraph bezeichnet). Zu den Knoten gehören ebenso die Endpunkte der Leitungen. Im folgenden Beispiel ist schematisch ein Netz bestehend aus fünf Leitungen (Ziffern 1 bis 5) und sechs Knoten (a bis f) dargestellt. Die Pfeile der Leitungen definieren eine positive Richtung. Bei der Netzberechnung bedeutet ein positives Vorzeichen für den berechneten Durchfluss, dass die Fließrichtung entlang der angegebenen positiven Pfeilrichtung ist, bei negativem Vorzeichen fließt das Wasser in entgegengesetzte Richtung.  

clip0001

Zur Definition des Netzzusammenhangs wird in der Regel für jedes Rohr der Anfangs- und Endknoten in einer Tabelle angegeben:

 

Rohr-ID

Anfangsknoten-ID

Endknoten-ID

1

a

b

2

a

e

3

c

b

4

b

d

5

e

f

 

 

Beispiel: Anschlussleitungen aus dem Demo-Modell

Als Beispiel soll ein Ausschnitt (vier Hausanschlussleitungen aus dem Demo-Modell betrachtet werden. Die GIS-Darstellung des Ausschnitts ist in der folgenden Abbildung zu sehen. Aus einem Schacht, der einer übergeordneten Versorgungsleitung zugeordnet ist, zweigen insgesamt vier Hausanschlussleitungen 50 PE 100 ab, die die vier in ihren Grundrissen dargestellten Gebäude mit Wasser versorgen. Da es sich hier um das sogenannte Württembergische Schachtsystem handelt, ist jedes Gebäude über eine eigene Anschlussleitung mit dem Schacht verbunden. Für die Berechnung wird angenommen, dass der Versorgungsdruck im Schacht bekannt ist. Außerdem sind die geodätischen Höhen und die Jahresverbrauchswerte der Abnehmer sowie die Länge and Materialeigenschaften der Rohre bekannt.

 

 

clip0007

 

Der erste Schritt zur Netzberechnung besteht in der Abstraktion des GIS-Modells in einem Knoten und Kanten-Modell. In diesem sehr einfachen Beispiel werden Knoten an den Enden der jeweiligen Leitung gesetzt, also am Schacht und an den Hausanschlüssen. Das Modell besteht damit aus fünf Knoten und vier Kanten. Für das Knoten- und Kanten-Modell, welches die logische Verbindung der Objekte zueinander beinhaltet, werden allen Knoten und Rohren eindeutige Bezeichner (Ids: Identifier) zugeordnet. Im Beispiel wurde der Anschlussknoten im Schacht mit "A" und die Anschlussknoten mit den Kleinbuchstaben "b" bis "e" bezeichnet. Für die vier Rohre (Kanten) wurden die Ziffern 1 bis 4 gewählt. Damit lassen sich nun für jede Kante der Anfangs- und Endknoten angeben. Das Knoten-Kantenmodell wird auch als Netzgraph bezeichnet, die Beiziehung zwischen den Kanten und ihren Anfangs- und Endknoten wird Inzidenzbeziehung genannt. Der Netzzusammenhang wird auch als Netztopologie oder Netzgraph (topologisches Modell) bezeichnet. Der Netzgraph ist durch die Angabe von Anfangs- und Endknoten eindeutig definiert.

Die Entscheidung, welcher Knoten als Anfangs- oder Endknoten gewählt wird, ist unbedeutend. Durch die Auswahl wird lediglich eine angenommene positive Fließrichtung (vom Anfangs- zum Endknoten) impliziert. Die tatsächliche Fließrichtung ist in vermaschten Netzen zunächst unbekannt und ergibt sich erst aus der Netzberechnung. folgt die tatsächliche Fließrichtung entgegen der angenommenen wird dies durch ein negatives Vorzeichen für den berechneten Durchfluss (sowie Fließgeschwindigkeit und Druckverlust) ausgedrückt. Im Beispiel wurden zur Veranschaulichung für die Kanten 1 bis 3 eine positive Richtung vom Anschlussknoten zum Verbraucher gewählt, für Kante 4 die umgekehrte Richtung vom Verbraucher zum Anschlussknoten.

clip0008

Die für die Netzberechnung erforderlichen Daten sind in den folgenden beiden Tabellen zusammengefasst. Die mit "?" gekennzeichneten Einträge sind die bis dahin unbekannten Ergebnisse der Netzberechnung.

Knoten

ID

geod. Höhe z [mNHN]

Druck [bar]

Druckhöhe [m]

Jahresverbrauch Qa [m3/a]

Entnahmemenge Q [m3/h]

A

554,59

5,48

55,87

0

?

b

556,05

?

?

-141

?

c

555,63

?

?

-136

?

d

557,61

?

?

-62

?

e

557,66

?

?

-24

?

Rohre

ID

Von

Nach

Material

Länge [m]

Innendurchmesser [mm]

Rauheit [mm]

1

A

c

50 PE 100 SDR17

25,43

44

0,3

2

A

e

50 PE 100 SDR17

52,94

44

0,3

3

A

d

50 PE 100 SDR17

56,62

44

0,3

4

b

A

50 PE 100 SDR17

32,83

44

0,3

 

Für das vorliegende Beispiel soll nun eine Netzberechnung für einen Spitzenlastfall durchgeführt werden. Das es sich um eine Anschlussleitung handelt, ist nach DVGW 410 der maximale 10s Verbrauch anzusetzen. Der Spitzenlastfaktor f10s wird hier exemplarisch mit 10,0 bezogen auf den Jahresdurchschnittsverbrauch angesetzt. Damit lassen sich nun die für die Berechnung relevanten Entnahmemengen über folgende Formel ermitteln:

.

Für die Abnehmer im Beispiel ergibt sich damit:

,

,

.

Da es sich um ein reines Verästelungsnetz handelt, können die Durchflüsse einfach aus dem Knotengleichgewicht (Massenerhaltung) werden. Dabei sit die positiv definiert Fließrichtung zu beachten. Im speziellen Fall mit dem Württemberger Schachtsystem ist die Berechnung besonders einfach, da jeder Verbraucher direkt über eine unverzweigte Leitung mit dem Schacht verbunden ist und der Durchfluss damit jeweils der Abnahmemenge entspricht:

,  

,  

,  

,  

Achtung Beachten Sie das negative Vorzeichen für q4. Die positive Kantenrichtung ist hier von Knoten b nach Knoten A. Die tatsächliche Fließrichtung ist aber natürlich wie bei den anderen Leitungen auch vom Anschlussknoten zum Verbraucher (von A nach b), also entgegengesetzt der Definitionsrichtung.  

Aus den Durchflussmengen lassen sich nun auch die Fließgeschwindigkeiten und Druckverluste berechnen. Die Fließgeschwindigkeiten ergeben sich einfach aus v = q/A, wobei A die Querschnittsfläche des Rohrinneren bezeichnet. Die Reynoldszahl folgt dann aus vD/n (ν: kinematische Viskosität 0,00000131 m2/s):

Rohre

Rohrkennung

ID

Durchfluss

q [m3/h]

Durchmesser

D [m]

Querschnittsfläche

A = πD2/4 [m2]

v [m/s] = q/A

Reynoldszahl

vD/ν

Reibungsbeiwert

λ = 64/Re

Rohrlänge

L [m]

Druckverlust

h = λ L/D v2/2g [m]

Rauheit [mm] (spielt hier keine Rolle)

1

0,16096

0,044

0,0015205

0,0294

987,6

0,0648

25,43

0,00165

0,3

2

0,15525

0,044

0,0015205

0,0283

952,6

0,0672

52,94

0,00331

0,3

3

0,07078

0,044

0,0015205

0,0129

434,3

0,1474

56,62

0,00162

0,3

4

-0,02740

0,044

0,0015205

0,0050

168,1

0,3807

32,83

0,00036

0,3

Als letztes sind nun noch die Drücke zu berechnen. Dazu werden zunächst die Druckhöhen bezüglich eines gemeinsamen Druckniveaus (hier Normal Null) durch Abziehen der Druckverluste von der Druckhöhe am Abzweigknoten berechnet. Der manometrische Druck ergibt sich dann nach Abziehen der jeweiligen geodätischen Höhe des Knotens und Multiplikation mit γ:

Knoten

ID

geod. Höhe z [mNHN]

Potenzialhöhe

HN = HA - h [mNHN]

Druckhöhe

H = HN - z [m]

Druck

p = γ H  [bar]

Entnahmemenge Q [m3/h]

A

554,59

610,4600

55,8700

5,482

0,41439 (Einspeisung)

b

556,05

610,4596

52,7996

5,181

-0,16096

c

555,63

610,4583

54,4083

5,339

-0,15525

d

557,61

610,4584

52,8483

5,185

-0,07078

e

557,66

610,4567

54,8267

5,380

-0,02740

Zur Umrechnung von Druckhöhe in [m] oder [mWs]:

Es gilt: p/γ = H und damit p = γ H = ρ g H

Die Dichte ist abhängig von der Temperatur. Für 10°C gilt: ρ = 1000,3 kg/m3

Mit der Erdbeschleunigung g = 9,81 m/s2 folgt

.

Weiterhin gilt die Umrechnung

.

Die Wichte des Wassers kann damit als Kraft pro Volumen geschrieben werden (an Stelle von Masse pro Volumen bei der Dichte):

Für die Einheit bar gilt die Umrechnung

Die Druckhöhe 1  mWs lässt sich damit folgendermaßen in die Einheit bar umrechnen:

 

Aufgabe: Berechnung des modifizierten Systems (Verästelungsnetz)

clip0009

Als nächstes soll nun zur Versorgung der gleichen vier Abnehmer die in obiger Abbildung dargestellte Modifikation des Rohrleitungssystems betrachtet werden. An Stelle der einzelnen parallel verlaufenden Hausanschlussleitungen werden hier alle Abnehmer über eine verzweigte Stichleitung versorgt. Führen Sie nun selbständig eine Netzberechnung durch, indem sie die Tabellen unten vervollständigen.

tipbulbHinweis: Die Materialeigenschaften der Rohre sind in den Rohrtabellen im Anhang zu finden

Rohre

Rohr

ID

Von

Nach

Material

Durchfluss

q [m3/h]

Durchmesser

D [m]

Fläche

A = πD2/4 [m2]

v [m/s] = q/A

Reynoldszahl

vD/ν

Reibungsbeiwert

λ = 64/Re

Rohrlänge

L [m]

Druckverlust

h = λ L/D v2/2g [m]

Rauheit [mm]

1



40 PE 100 SDR 11







19,32


0,4

2



40 PE 100 SDR 11







22,90


0,4

3



50 PE 100 SDR 11







9,35


0,3

4



40 PE 100 SDR 11







8,07


0,4

5



50 PE 100 SDR 11







6,45


0,3

6



40 PE 100 SDR 11







7,35


0,4

7



50 PE 100 SDR 11







18,05


0,3

 

Knoten

ID

geod. Höhe

z [mNHN]

Potenzialhöhe  

HN = HA - h [mNHN]

Druckhöhe

H = HN - z [m]

Druck

p = γ H  [bar]

Ruhedruckhöhe

HR [m]

Entnahmemenge Q [m3/h]

A

554,59

610,46

55,8700

5,482

55,87


b

556,05





-0,16096

c

555,63





-0,15525

d

557,61





-0,07078

e

557,66





-0,02740

f

556,83





0

g

556,03





0

h

556,71





0

 

 

hmtoggle_plus0Lösung

Rohre

1.) Eintragen der Anfangs- und Endknoten durch Ablesender Pfeilrichtungen in der Skizze oben

2.) Ermittlung der Durchflüsse durch Berechnung des Mengengleichgewichts an den Knoten. Richtung von den "Blättern" (Endknoten) der Baumstruktur zur Wurzel. Achtung Vorzeichen beachten!

3.) Ermittlung der Innendurchmesser aus der Rohrtabelle für das Material PE 100 SDR 11

4.) Berechnung der Rohrquerschnittsflächen A (zwei verschiedene Durchmesser -> zwei Flächen)

5.) Berechnung der Fließgeschwindigkeit v = q/A

6.) Berechnung der Reynoldszahl: Re = vD/ν

7.) Berechnung des Reibungsbeiwerts λ. Achtung In Rohr 7 ist der Fließzustand nicht mehr laminar (Re > 2320) -> Aufwendigere Formel gemäß Abschnitt zur Druckverlustberechnung oder Eingabemaske verwenden

Rohr

ID

Von

Nach

Material

Durchfluss

q [m3/h]

Durchmesser

Di [m]

Fläche

A = πD2/4 [m2]

v [m/s] = q/A

Reynoldszahl

vD/ν

Reibungsbeiwert

λ = 64/Re

Rohrlänge

L [m]

Druckverlust

h = λ L/D v2/2g [m]

Rauheit [mm]

1

f

e

40 PE 100 SDR 11

0,02740

0,0326

0,0008347

0,00911

226,9

0,28204

19,32

0,00071

0,4

2

f

d

40 PE 100 SDR 11

0,07078

0,0326

0,0008347

0,02355

586,2

0,10918

22,90

0,00217

0,4

3

g

f

50 PE 100 SDR 11

0,09818

0,0408

0,0013074

0,02086

649,7

0,09851

9,35

0,00050

0,3

4

b

g

40 PE 100 SDR 11

0,16096

0,0326

0,0008347

-0,05357

1333,0

0,04801

8,07

-0,00174

0,4

5

g

h

50 PE 100 SDR 11

0,25914

0,0408

0,0013074

-0,05506

1714,8

0,03732

6,45

-0,00091

0,3

6

h

c

40 PE 100 SDR 11

0,15525

0,0326

0,0008347

0,05167

1285,7

0,04978

7,35

0,00153

0,4

7

A

h

50 PE 100 SDR 11

0,41439

0,0408

0,0013074

0,08804

2742,1

0,05079

18,05

0,00887

0,3

 

Knoten

ID

geod. Höhe

z [mNHN]

Potenzialhöhe

HN = HA - h [mNHN]

Druckhöhe

H = HN - z [m]

Druck

p = γ H  [bar]

Ruhedruckhöhe

HR [m]

Entnahmemenge Q [m3/h]

A

554,59

610,46

55,87

5,48

55,87

0,41439

b

556,05

610,4485

54,40

5,34

54,41

-0,16096

c

555,63

610,4496

54,82

5,38

54,83

-0,15525

d

557,61

610,4475

52,84

5,18

52,85

-0,07078

e

557,66

610,4490

52,79

5,19

52,8

-0,02740

f

556,83

610,4497

53,62

5,26

53,63

0

g

556,03

610,4502

54,42

5,34

54,43

0

h

556,71

610,4511

53,74

5,27

53,75

0